+++FLTI* Reprostreik Zine Workshop 25.05.+++schnell anmelden!

FLTI* Reprostreik Zine Workshop

„Wir wollen uns breit und faul machen und uns viel mit uns selbst beschäftigen; unserer Politik, unserer Kunst, unserer Theorie, unserer Militanz, unserem Einfach-nur-geil-sein, Einfach-nur-da-sein.“
Genau das wollen wir auf dem Zine-Workshop verwirklichen!
Es geht darum auch nach dem Reprostreik etwas in der Hand zu haben, was uns empowert und uns Kraft gibt. Wir wollen verschiedene Beiträge zu einer DIY-Publikation zusammenfügen, um uns selbst und anderen etwas in die Hand drücken zu können, was wir mit diesem Reprostreik verbinden.
Hierbei ist es egal, ob es sich um Bilder, Texte, eine Collage oder eine Zeichnung oder etwas ganz anderes handelt. Wir verlegen selbst, das heißt wir entscheiden auch was rein kommt!
Mitbringen müsst ihr dafür euch selbst, Kleber, Schere, Stifte, Zeitschriften, andere oder eigene Zines… Aber keinerlei Vorkenntnisse in diesem Bereich!
Wenn ihr Sachen am Computer schreiben wollt, dann auch diesen und wenn jemand von euch eine Schreibmaschine hat wäre das ziemlich sick!

Wir treffen uns am Samstag, den 25.05. um 11 Uhr im Studierendenhaus (Mertonstraße 23) in KII.
Und sind dort kreativ bis 6 oder 7.

Um ungefähr einschätzen zu können, wie viele Menschen kommen wollen, schreibt doch bitte eine Mail an reprostreik_ffm@riseup.net
Dieses Event richtet sich an FLTI* Personen, solltet ihr aber ein cis-Mann sein und einen Beitrag einbringen wollen, könnt ihr den auch per Mail schicken oder eine*r Freund*in mitgeben und er wird dann aufgenommen.

Von Schuldgefühlen und Schutzräumen

„Wenn ich nicht aufräume bekomme ich oft ein schlechtes Gewissen, es ist für mich eine ganz automatische Handlung schnell noch etwas weg zu räumen bevor ich gehe.

Das aus mir raus zu bekommen ist gar nicht so einfach, wie ich momentan merke. Schuldgefühle weil ich nach der Vokü meinen Teller stehen gelassen hab, Schuldgefühle weil ich aufräume. Eine ewige Zwickmühle.
Jetzt bin ich erkältet, Krankheit gibt mir einen Schutzraum ohne schlechtes Gewissen nach Tee zu quengeln, den ganzen Tag rumzuhängen und andere um Gefallen zu bitten. Sie gibt mir auch den Raum weiter darüber nachzudenken, wie ich das verfluchte automatische Aufräumen aus mir raus bekomme.
Ich bin dankbar erkältet zu sein und überlege einen Freund anzurufen, damit er mir Kekse bringt und Tee kocht.“ – Anonym

 

“Ode an Egon”

Ich habe ein Gedicht für meine Spülmaschine geschrieben, bei dem ich mir nicht sicher war, wie cool es ist, wenn ich es poste, da eine Spülmaschine ein Privileg ist, das nicht alle von uns haben. Spülen ist für mich auch ein sensibles Thema, da es gerade in gemischtgeschlechtlichen Haushalten oder Kontexten wie Urlauben etc. eine Aufgabe ist, die viel häufiger von Frauen* übernommen wird. Ich bin ein Mensch, der unglaublich ungern den Abwasch macht und daher super glücklich ist, eine Spülmaschine zu haben.
In diesem Sinne: Dudes, unterstützt uns, spült Geschirr ab das ihr benutzt (und am besten unseres gleich mit!) oder stellt es in die Spülmaschine, wenn ihr bei uns zu Besuch seid, mit uns zusammenwohnt etc!
Hier mein Gedicht:
Ode an Egon

mein allerliebster Repromat
ich danke dir für jeden Tag
an dem du mir das spül‘n ersparst

Bevor du da warst, war alles schwer
Das Spülmittel war immer leer
Der Geschirrhaufen wuchs
Und ich kam nicht hinterher

Seit du in meinem Leben bist
Alles so viel leichter ist
Mein Dreck-Geschirr stopf ich in dich rein
Dann kommt es sauber wieder heraus, wie fein!

Egon, mein liebster Repromat
Danke, dass ich wegen dir ein bisschen weniger Reproarbeit mach. -LilA

Bedürfnis Liste oder Wie Du Mich Unterstützen Kannst

„Diese Liste habe ich inspiriert von dem Spiel ‚Gefühlsbingo‘ (siehe Post “Ich streike..!”) geschrieben. Es ging darum, mir Gedanken darüber zu machen, was mir hilft, wenn es mir schlecht geht und emotionale Arbeit auszulagern. Viele meiner engen Bezugspersonen sind Frauen* und es gibt kaum männliche Personen in meinem Leben denen ich mich anvertrauen kann, von denen ich weiß, dass sie mir zuhören und mich unterstützen. Deswegen habe ich mich mit einem Freund, der bis jetzt keine Bezugs- oder Vertrauensperson bei Problemen war zusammengesetzt und diese Liste besprochen, so dass er weiß, wie er mich in Zukunft unterstützen kann. Damit möchte ich auch Freundinnen die streiken entlasten und versuchen nicht nur von den Frauen* und Fltiq+Personen in meinem Umfeld emotionalen Support zu erwarten.
Ihr könnt euch gerne von dieser Liste inspirieren lassen, sie erweitern, sie Menschen in eurem Umfeld schicken von denen ihr euch wünscht dass sie Emoarbeit für euch leisten würden oder sonstig verwenden :)“ -LilA

Tagebucheintrag 2.5. “Ich muss mich mehr mit mir selbst beschäftigen”

Tagebucheintrag; 2.Mai

“Ich muss mich mehr mit mir selbst beschäftigen!
Von dem Moment an in dem ich diesen gedanklichen Beschluss getroffen habe, sind meine Kopfschmerzen, die mich schon seit Tagen plagen, verschwunden. Im Aufruf zum Reprostreik heißt es: “wir wollen uns breit und faul machen, uns viel mit uns selbst beschäftigen; unserer Politik, unserer Kunst, unserer Theorie, unserer Militanz, unserem Einfach-nur-geil-sein, Einfach-nur-da-sein.

Ich frage mich, was beschäftigt mich? Die Antwort: Mein Kopf ist voll mit den Beziehungsproblemen von Hans und Pauls Depression, mit dem Mackertum im Plenum und Felix’ problematischem Verhalten, mit Jos Verliebtsein und Nils’ Übergriff, Kalle’s Verletzlichkeit und Tobis Konfliktverhalten. Wer hat da keine Kopfschmerzen? Das muss jetzt aufhören. Raus damit, weg damit! All das ist unheimlich wichtig und wichtig dass es besprochen wird, aber nichts davon so wichtig, dass es meinen Kopf dominieren darf,
denn das einzige was dort wirklich Priorität haben sollte, bin Ich.
Mein Bedürfnis nach Nähe, meine Wut und meine Gefühle für Pia. Meine Sexualität und mein Alltag. Mein Aktivismus, meine Meinungen, meine Haltung zur Uni und meine Ernährung. Meine Selbstverwirklichung (wollte ich niht unbedingt Theater spielen?) und meine Bildung, meine Ideen für die Welt und meine Zukunft. Meine Kleidung, meine Wünsche, meine Kunst und meine Zimmerpflanzen.
All dem möchte ich ab jetzt mehr Raum geben, viel Raum, so viel Raum, dass ich ein Plenum schwänze um einen Comic fertig zu lesen und anstatt einem Emogespräch für einen Freund mir ein geiles Mittagessen kochen.
Liv Strömquist (“der Ursprung der Liebe“) hat mir gezeigt, dass mein Selbstwert nicht von den Beziehungen abhängt, die ich führe und dass eine patriarchale Gesellschaft mir genau das einredet. Ich habe gelernt zu trösten und zuzuhören, Konflikte zu führen und zu unterstützen.
Alles wunderbare Eigenschaften, die ich als emotional intelligenter Mensch mit empathisch anarchistischen Anspruch nicht weg denken kann aus meine Alltag und meine Aktivismus.
Aber ich habe nicht gelernt, mir meine eigenen Interessen und Ziele zu setzen, meine Bedürfnisse zu priorisieren, mich selbst und meine Gedanken ernst zu nehmen, wertzuschätzen und zu verwirklichen.
Wenn mich jemand fragt, was meine Stärken sind, fallen 90 % meiner Antworten unter den Bereich der Emo- und Carekompetenzen. Je mehr ich mich mit den Emotionen, Konfliken und Menschen um mich rum beschäftige, desto weniger Zeit habe ich für meine eigenen Gefühle und Gedanken, weshalb ich mich selbst wieder über besagte Beziehungsarbeit definiere und mein Selbstwertgefühl von ihr abhängig mache.

Es ist ein patriarchaler Teufelskreislauf, den es zu durchbrechen gilt.
Deshalb streike ich. Mal ganz laut und mal ganz leise.

Ich werde ins Kino gehen und einen Roman lesen. Eine Freundin besuchen nur um ihre Badewanne zu benutzen, mich in die Sonne setzen und gar nichts machen. Heulen. Mich mit Paula über meine Sexualität unterhalten und (noch) mehr masturbieren. Ich will mit meinen Freundinnen politische Situationen diksutieren, unsere Meinung formulieren und einfach nur rumphilosophieren. Ich will meine Haare färben. Ich will mich mehr mit mir selbst beschäftigen.

“Ich streike..!” Bedürfnis-Bingo

 

 

Eine anonyme Streikende schreibt:

“Kennt ihr das nicht auch? es gibt leute in deinem Leben, von denen du gerne hättest, dass sie sich um dich kümmern, wenns dir schlecht geht, aber irgendwie sind sie nicht so gut darin?
Letztendlich gehst du dann zu einem menschen, der einfach gut darin ist, dich wohl fühlen zu lassen und mit dir deine Probleme zu bearbeiten. Möglicherweise wird diese Person aber jetzt im Mai streiken, was nun?

Ich möchte ein kleines Spiel vorschlagen:
Du überlegst dir eine Person in deinem Umfeld, mit der du eine vertrauensvolle Beziehung hast, die aber nicht so gut ist im um dich kümmern.
Ihr fertigt jeweils eine Liste an von Verhaltensweisen, die euch helfen können euch wohl zu fühlen, wenn es euch nicht so gut geht. Das kann unter umständen ein bisschen knifflig sein, vorallem wenn du vorher noch nie drüber nachgedacht hast. Du kannst dir hilfe holen, bei Menschen, die gut darin sind sich um dich zu kümmern, wenn du nicht weiter kommst.
Wenn ihr wollt könnt ihr noch versuchen, eine Liste für die andere Person zu erstellen, um zu zeigen, was ihr euch vorstellen könnt was klappt, oder zu zeigen, wie ihr in der Vergangenheit versucht habt, euch um die Person zu kümmern.
Dann könnt ihr die Listen vergleichen.
Ihr könnt auch versuchen Bingo zu spielen oder so, wenn euch das hilft das Eis zu brechen. Bitte bedenkt aber, dass das ein sensibles Thema ist, und ihr euch leicht Möglichkeiten nehmen könnt, über eure Bedürfnisse zu reden, beziehungsweise euer Bedürfnis zu reden zu erfüllen.

in großer Vorfreude,
Anonym

Radio X “Reprobeitrag”

Hört rein, hört zu, lasst euch beschallen und empowern. Wir haben Freund*innen zum Begriff Reproarbeit und ihren Erfahrungen interviewd und nice Repromukke gesammelt.

Frauen*, vereint euch und legt die Reproarbeit nieder! Ab dem 1. Mai beginnen wir*** zu streiken.

 Wenn wir über Repro – bzw. Reproduktionsarbeit reden, meinen wir damit jegliche Art von physischer und emotionale Arbeit, wie z.B. putzen, kochen, Kinder groß ziehen, Hausarbeit, andere trösten bzw. emotionale Arbeit und viele andere Aufgaben, die oft als “weibliche” angesehen werden. Zu großen Teilen werden diese Arbeiten immer noch von Frauen* und FLIT*-Personen erledigt. Diese Arbeit wird meist sehr schlecht bis gar nicht bezahlt, findet im Verborgenen statt oder wird als weniger wichtig als produktive Arbeit angesehen.
Sie ist aber unglaublich wichtig, um Menschen ein gutes Leben zu ermöglichen und es überhaupt möglich zu machen, zur (Lohn-)Arbeit zu gehen und wird doch kaum wertgeschätzt, sondern als selbstverständlich angesehen. Durch diese Selbstverständlichkeit und Nicht-Wertschätzung wird die Ausbeutung von Frauen* ermöglicht und das kaptialistische System aufrecht erhalten.
Darauf haben wir keinen Bock mehr!

Es wird Zeit für uns alle zu erkennen was für krasse (Repro-)arbeit wir da eigentlich leisten und diese abzugeben, umzuverteilen oder einfach zu bestreiken – um unsichtbares sichtbar zu machen.
Wir wollen uns breit und faul machen und uns viel mit uns selbst beschäftigen; unserer Politik, unserer Kunst, unserer Theorie, unserer Militanz, unserem Einfach-nur-geil-sein, Einfach-nur-da-sein.

Zu lange haben wir auf die bestehenden Reproduktionsverhältnisse nur hingewiesen, während wir nebenbei Tische abwischten, Unmengen an Orgaarbeit im Hintergrund leisteten, und Menschen, die sich durch unseren Feminismus und unser Aufzeigen von problematischen Verhältnissen angegriffen fühlten, darüber hinwegtrösteten. Jetzt reicht es uns und wir werden damit aufhören, emotionale Arbeit nur für andere anstatt uns selbst zu leisten, der soziale Puffer oder die emotionale Krücke zu sein, in unseren WGs als Einzige abzuspülen, Männern hinterherzukehren, sie zu bekochen oder ihnen Bier zu holen, uns alleine um die Kindererziehung zu kümmern und nebenbei noch den ganzen Haushalt zu schmeißen, Typen gratis Therapiegespräche zu geben, immer zuzuhören und hilfsbereit zu sein und problematisches Verhalten von Männern* empathisch abzunicken, für andere als uns selbst immer wieder den Tisch zu decken und wieder abzudecken, den Müll rauszubringen, die dreckige Unterwäsche mitzuwaschen, das Klo zu putzen und am besten noch die Pisse von Cis-Männern vom Boden wegzuschrubben… (Liste gerne weiterführen! Wir alle kennen unzählige weitere Beispiele!)

All das und noch viel mehr wollen wir gemeinsam bestreiken, solange und so viel wir wollen!
Wir wollen niemanden bedienen und uns nach Möglichkeit bedienen lassen. Wir wollen uns nicht belabern lassen, auch nicht von unseren eigenen verinnerlichten Unterdrückungsmechanismen.
Sollten wir doch einmal Reproarbeit machen, wollen wir uns dafür völlig maßlos abfeiern, sowohl selbst als auch gegenseitig. 

Wir sind auf verschiedenen Medien zu erreichen, schickt uns eure Ideen, Fragen, erzählt uns wie und warum ihr streikt, was euch abfuckt oder wie gut ihr euch dabei fühlt einfach mal die Beine hochzulegen – oder lasst das alles bleiben und macht einfach gar nichts!
Außerdem wird es Streikversammlungen (19.05.), Workshops, einen Barabend (31.5.) und andere Veranstaltungen geben, bei denen wir uns über unseren Streik und über unsere Erfahrungen und Strategien austauschen werden.

Es ist nicht leicht, also lasst uns solidarisch sein und uns gegenseitig in dieser Sache unterstützen.
Fight back! Wir caren euren Dreck nicht mehr weg. 

***Mit wir sind alle gemeint, die sich als Frauen* oder FLIT*-Personen angesprochen fühlen oder weiblich sozialisiert wurden. Uns ist jedoch auch bewusst, dass es ein Privileg ist, zu streiken, dass nicht jede* von uns hat, und nicht alle Frauen* und Erziehende einfach die Kindererziehung schmeißen können und dass Personen, die Lohn für ihre reproduktive Arbeit bekommen auf diesen angewiesen sind. Trotzdem hoffen wir, dass diese Menschen Wege finden können, teilzunehmen, sich Zeit für sich selbst zu nehmen und ihre wichtige Arbeit sichtbarer zu machen, z.B. in dem wir uns gegenseitig mehr wertschätzen und auf die geleistete Arbeit von anderen Frauen* und FLIT*-Personen aufmerksam machen. 

PS: Männer*:
Hört uns zu. Geht auf uns ein. Setzt euch kritisch mit eurer Männlichkeit und eurer Rolle als Mann in der Gesellschaft auseinander.
Seid radikal solidarisch, übernehmt (mehr) Reproarbeit und unterstützt die Frauen* in eurem Umfeld.
Checkt unseren Beitrag zum Thema ‘How to Support’ um zu lernen, wie ihr bessere Verbündete sein könnt.